„Mein Kind schweift ständig ab.“
„Hausaufgaben dauern ewig – obwohl es das Thema eigentlich kann.“
„In der Schule klappt’s nicht, obwohl wir zu Hause so viel üben.“
Viele Eltern kennen diese Situationen nur zu gut.
Doch was, wenn es gar nicht am „Wollen“ oder „Können“ liegt – sondern am fehlenden körperlichen Zugang zur Konzentration?
In meiner täglichen Arbeit mit Kindern habe ich festgestellt: Konzentration beginnt im Körper. Und genau hier setzen die Übungen aus „Fit im Kopf – spielerisch stark für den Schulalltag“ an.
Konzentration ist Bewegung im Gehirn
Bevor sich ein Kind auf eine Aufgabe konzentrieren kann, müssen viele kleine Prozesse im Körper ablaufen:
Die beiden Gehirnhälften müssen miteinander kommunizieren. Die Augen müssen ruhig arbeiten können. Der Körper muss in einer stabilen Grundspannung sein. Und: Das Nervensystem muss in einem ausgeglichenen Zustand sein – nicht in Alarmbereitschaft, aber auch nicht im Energiesparmodus.
Viele Kinder sind im Alltag jedoch entweder überreizt oder erschöpft. Beides wirkt sich direkt auf die Konzentration aus.
Deshalb brauchen Kinder vor allem eins: Bewegung, die das Gehirn aktiviert und gleichzeitig beruhigt.
Bilaterale Übungen – was ist das?
Die Übungen in „Fit im Kopf“ basieren auf sogenannten bilateralen Bewegungen.
Das bedeutet: Es werden beide Körper- und Gehirnhälften gleichzeitig aktiviert. Zum Beispiel durch Bewegungen mit überkreuzten Armen und Beinen, durch rhythmisches Tippen oder durch gezielte Handübungen.
Diese Art der Bewegung fördert die Zusammenarbeit beider Gehirnhälften – also genau das, was Kinder beim Schreiben, Lesen, Rechnen und Zuhören brauchen.
Typische bilaterale Übungen sind z. B.:
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Mit der rechten Hand das linke Knie berühren – und umgekehrt
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Mit beiden Händen gleichzeitig unterschiedliche Bewegungen machen
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Gleichzeitig mit beiden Händen in entgegengesetzte Richtungen zeichnen
Klingt einfach? Ist es auch – und gleichzeitig unglaublich wirkungsvoll.
Warum wirken diese Übungen so gut?
Stell dir das Gehirn wie eine Autobahn mit zwei Spuren vor.
Wenn beide Spuren gut befahrbar sind und der Verkehr gleichmäßig fließt, kommen Informationen schnell und sicher an.
Doch bei vielen Kindern ist dieser Informationsfluss gestört. Entweder, weil sie sich nicht gut kreuzen können (also die rechte und linke Seite nicht gut zusammenarbeiten), oder weil das Gehirn unter Dauerstress steht und wichtige Prozesse blockiert.
Bilaterale Übungen „räumen“ gewissermaßen die Autobahn frei.
Sie helfen dem Gehirn, in den sogenannten Alpha-Zustand zu kommen – das ist der Zustand, in dem Lernen, Verarbeiten und Merken am besten funktionieren.
Zudem wirken die Übungen:
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beruhigend auf das Nervensystem,
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strukturierend auf die Gedanken,
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zentrierend auf Körper und Geist.
Ein Kind, das vorher zappelig oder unruhig war, ist oft schon nach wenigen Minuten fokussierter.
Ein Kind, das frustriert war, kommt wieder in die Handlung.
Und ein Kind, das unter Leistungsdruck steht, kann sich über Bewegung selbst regulieren.
Für wen sind die Übungen geeignet?
Die Übungen sind für Kinder ab 5 Jahren konzipiert – also für das Alter, in dem der Schulstart beginnt und das Thema „Konzentration“ plötzlich wichtig wird. Nach oben hin gibt es keine Altersgrenze, denn bilaterale Übungen halten das Gehirn bis ins hohe Alter hin fit.
Sie eignen sich besonders für Kinder, die:
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sich schwer auf eine Aufgabe einlassen können,
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schnell abgelenkt sind,
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sich häufig überfordert fühlen,
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viel in Bewegung sind oder innerlich unruhig,
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Schwierigkeiten beim Lesen, Schreiben oder Rechnen haben.
Auch bei Schulangst oder stressbedingten Bauch- oder Kopfschmerzen können die Übungen unterstützend wirken – weil sie den Körper regulieren und Sicherheit geben.
Wann und wie oft sollten Kinder üben?
Wie bei jeder körperlichen Übung gilt auch hier: Regelmäßigkeit ist wichtiger als Dauer.
Schon ein bis zwei Übungen pro Tag können viel bewirken – vor allem, wenn sie in einen vertrauten Ablauf integriert werden.
Beispiele:
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Morgens nach dem Aufstehen: Aktiviert das Gehirn für den Tag
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Vor den Hausaufgaben: Unterstützt den Wechsel in den Arbeitsmodus
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Als kleine Lernpause: Bringt neue Energie und fördert die Merkfähigkeit
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Bei innerer Unruhe: Hilft beim Runterkommen und Zentrieren
Viele Kinder lieben diese Übungen, weil sie spielerisch sind und keine „Fehler“ möglich sind. Es geht nicht um Leistung – sondern um Bewegung, die guttut.
Warum ich diese Übungen entwickelt habe
In meinen Sitzungen mit Kindern arbeite ich mit der Reflexintegration und craniosacraler Körperarbeit. Ich sehe immer wieder, wie sehr Kinder auf körperliche Reize reagieren – im Positiven wie im Negativen.
Mir war wichtig, dass Familien auch zwischen den Terminen etwas haben, das sie direkt und einfach anwenden können.
Etwas, das den Körper einbezieht, ohne kompliziert zu sein.
Etwas, das Konzentration fördert, ohne Druck zu erzeugen.
Etwas, das Spaß macht – und trotzdem tiefgreifend wirkt.
So ist „Fit im Kopf – spielerisch stark für den Schulalltag“ entstanden.
Fazit: Konzentration beginnt im Körper
Wenn Kinder Schwierigkeiten mit dem Fokus haben, lohnt sich ein Blick auf den Körper.
Mit gezielten bilateralen Übungen lassen sich Konzentration, innere Ruhe und Lernfähigkeit auf natürliche Weise stärken – ganz ohne Leistungsdruck und ganz ohne Stress.
Denn: Jedes Kind kann sich konzentrieren – wenn es die richtigen Impulse bekommt.
Verrate mir doch im Kommentar: Hast du solche bilateralen Übungen schon mit deinem Kind ausprobiert?
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